Montag, 11. November 2024

Lucky in Chains


 

Klappentext:

Lucky hat einen Grundsatz: Sein Geburtstag ist der einzige Tag im Jahr, an dem er seinen Körper nicht verkauft.

Heute wird er neunzehn und will diese Tradition fortsetzen, aber er hat die Rechnung ohne den mysteriösen Fremden gemacht, der ihn mit seinem Sandelholzduft benebelt und Lucky dazu bringt, ihm nach Hause zu folgen.

Eine erzählte Lebensgeschichte später ändert sich alles.

Aus Frust und Kummer werden Wollust und Leidenschaft, die ihm die heißeste Nacht seines Lebens bescheren.

Alles könnte so gut sein, wenn …

… tja, wenn Lucky nicht an ein Bett gefesselt in einem unbekannten Raum aufwachen würde.


Ebook bei Amazon

Taschenbuch folgt noch.


Dienstag, 24. Oktober 2023

Das Kaiserreich der Gottesträne - Vorwort

 Im nachstehenden YouTube Video bekommt Ihr einen Vorgeschmack auf die demnächst erscheinende High Fantasy Trilogie meiner besseren Hälfte, Nathan Jaeger.



Dienstag, 3. Oktober 2023

Kätzchenzähmen ist nichts für Weicheier

 


Klappentext:

Tyler Felonsteins Bestimmung führt ihn um die ganze Welt und nirgendwo hält er sich länger als nötig auf. Er sieht, was normalen Menschen verborgen bleibt, und bekämpft als flüchtiger Schatten in der Nacht die Monster, die die Menschheit auf die eine oder andere Art bedrohen.

Sein neuester Auftrag bringt ihn in die nächtlichen Gassen von Hamburg und dort hat er gleich mehrere unliebsame Begegnungen.

 

Torben Fuchs ist ein erfolgreicher Comicbuchautor. Seine Superhelden sind dabei nicht nur Unterhaltung für die Leser, sondern bieten ihm selbst die Möglichkeit, seine Zeit am Zeichentablett mit diesen großen, starken Männern zu verbringen, die ihn im wahren Leben schlicht übersehen.

Eine merkwürdige Beobachtung in der Gasse neben seinem Haus liefert ihm die Idee für eine brandneue Serie.

In seinem Kopf und im Computer entsteht ein neuer Superheld, der dem Fremden aus der Gasse sehr ähnlich ist, aber wieso steht ebendieser Traummann plötzlich in Torbens Bürotür und verlangt, dass er mitkommt?

Eine Leseprobe findet Ihr hier: Klick

Ebook bei Amazon


[Leseprobe] Kätzchenzähmen ist nichts für Weicheier

 

1 ~ Tyler

Ich hasse die Nacht, hasse das, was sie aus mir macht, aber danach hat noch nie jemand gefragt.

Wieso nicht?

Wieso interessiert es niemanden, ob ich können will, was man mir auferlegt hat?

Nacht für Nacht laufe ich durch die Straßen irgendeiner Stadt, eines Dorfes, einer Metropole, doch nie erreiche ich mein Ziel.

Nie finde ich, was ich wirklich suche.

Die Einzigen, die mir begegnen sind Obdachlose, Polizisten, Gangster …

Nun ja, so ganz stimmt das nicht.

In dieser Nacht schlendere ich ziel- und planlos durch die Straßen von Hamburg. Es hat einen Grund, wieso Libby mich hierher geschickt hat, aber noch kenne ich ihn nicht.

Erst vor zwei Wochen bin ich aus Indien zurückgekehrt.

Ein Seufzen entkommt mir in Erinnerung an das Chaos, das ich dort erlebt habe.

Mit einem heftigen Kopfschütteln versuche ich, die grausamen und brutalen Bilder loszuwerden.

Mein Leben besteht aus Blut, Tod, Tragödien.

Nichts davon habe ich je gewollt oder gar verlangt!

„Du willst mich doch verarschen“, knurre ich und bleibe in einer schmalen Gasse stehen, ohne mich umzuwenden.

Nur mein Kopf dreht sich nach links und ein verächtliches Schnauben entkommt mir.

Das tiefe Grollen der Gestalt keine zwei Meter hinter mir lässt mich bösartig grinsen und ich warte auf eine echte Reaktion desjenigen, der versucht hat, sich an mich heranzuschleichen.

Niemand von seiner Art kann das.

Ich bin der Schild, der seinesgleichen abwehren kann.

Soll ich ihn näherkommen lassen?

Mit einem sicherlich furchtbar hochmütigen Gedanken hebe ich die Sicherheitszone um mich herum auf und warte ab.

Das anhaltende Grollen wird zu einer rauen Stimme. Sehr tief, kaum entzifferbar, aber ich verstehe die Sprache, in der er spricht, verstehe jede Sprache, in der seine Gattung sich artikulieren kann.

„Du wirst heute Nacht sterben“, erklärt er, was mir ein weiteres Schnauben entlockt.

„Ich vermutete ja schon, dass du mich verarschen willst …“, sage ich und strecke meinen rechten Arm aus.

Er kommt näher und während er sich in Sicherheit wiegt, materialisiert sich das einschneidige Schwert aus purem Licht, das in meinem Arm ruht, wenn ich es nicht brauche.

Eine einzige, fließende Bewegung, dann rollt der Kopf meines Möchtegern-Angreifers in die Schatten zwischen ein paar Kisten, die halbherzig zu den Müllcontainern gestellt wurden.

„Das wird dich nicht schützen“, grollt der Kopf dumpf aus dem Müllhaufen und ich trete näher heran, um ihn mit meinem Stiefel herumzudrehen.

„Würdest du bitte nicht so nuscheln?“, verlange ich höflich, als sich sein Gesicht zu mir wendet.

„Du hältst dich für schlau, Felonstein, aber du solltest hin und wieder hinter dich blicken.“

Im nächsten Moment begreife ich mit einem Fluch, dass ich tatsächlich nicht mit weiteren Angreifern gerechnet habe, und dieser hier nur eine Ablenkung war.

Ich schaffe es nicht, meinen Schild wieder aufzubauen, bevor sich glitschige, schwarze Tentakel um meinen Hals schlingen und unerbittlich zudrücken.

Shit! Tyler, tu was!

Ich drehe mich, soweit ich kann, und verteile Hiebe und Schläge mit meinem Schwert. Das Licht schneidet durch die Tentakel und ich klappe nach Luft ringend zusammen.

Eine Falle! Eine gottverdammte Falle mitten in Hamburg!

„Pavois!“, flüstere ich mühsam und spüre, wie mein Schutzschild sich ausdehnt, mir die Feinde vom Leib hält und sie zugleich angreift.

Ich hasse die Nacht.

Ich hasse mein Leben.


 

2 ~ Torben

Puh! Endlich bin ich mit dem Großreinemachen in meinem Schlafzimmer fertig.

Es wurde echt langsam Zeit. Seit Monaten habe ich die frisch gewaschenen Klamotten immer nur in die Schrankfächer gestopft, meine Schuhe beim Ausziehen in irgendwelche Ecken getreten und die schmutzige Wäsche hinterhergeworfen.

Als ich heute Morgen aufgestanden bin, habe ich mich umgesehen und festgestellt, dass ich ein echter Chaot geworden bin.

Geworden ist gut. Meine Mutter hat mich Zeit meines Lebens als Dreckspatz und Schlampe bezeichnet. Damit lag sie vollkommen richtig, denn ich war schon als Kind eine Katastrophe in Bezug auf das Halten von Ordnung.

Damit ist jetzt Schluss!

In ein paar Tagen werde ich vierundzwanzig und es ist an der Zeit, erwachsen zu werden.

Natürlich nicht in allen Bereichen, denn als Comic-Zeichner muss ich die Welt mit anderen Augen betrachten. Ich darf auf keinen Fall meine Fantasie ausbremsen, muss meine eigenen Realitäten bewahren, in denen ich als Superheld die Menschheit vor bösen Mächten oder Dämonen beschütze.

Okay, Superhelden putzen in ihren Abenteuern nie, aber ich will auch nicht länger in meiner Unordnung leben.

Immerhin verlangen die Bosse meines Verlages, dass ich zweimal im Monat zu einer Besprechung antanze. Vor jedem Termin werde ich hektisch, weil ich waschen oder bügeln muss, damit meine Klamotten halbwegs anständig aussehen.

Obwohl ich total kaputt bin, bin ich stolz auf mich.

Alles liegt sortiert und ordentlich gefaltet in den frisch ausgeputzten Fächern. Die Schuhe stehen im dafür vorgesehenen Regal und alles, was ich schon länger nicht mehr getragen habe, befindet sich in zwei großen stabilen Plastikbeuteln an der Tür.

Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr.

Hm, nach Mitternacht. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass es schon so spät ist.

Egal! Jetzt bringe ich meine Arbeit auch zu Ende.

Wohnungsschlüssel einstecken, die ziemlich schweren Säcke schultern und ab nach unten.

In dem Acht-Familien-Haus, in dem ich wohne, stehen die Müllcontainer in einer schmalen Nebenstraße an der Hauswand.

Sobald ich die ziemlich dunkle Gasse betrete, höre ich komische Geräusche.

Es dauert etwas, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, aber dann sehe ich einen ziemlich großen Mann, der blitzschnelle Bewegungen mit seinem rechten Arm vollführt. Man könnte meinen, er kämpft mit einem Schwert.

Tiefes Grollen, wie von einem Bären, dringt zu mir herüber.

Ich stelle meine Last möglichst leise ab, schleiche zu den Müllcontainern und ducke mich dahinter.

Der Mann spricht mit jemandem, obwohl ich außer ihm niemanden sehen kann.

Nach einer schnellen Drehung nähert er sich den Containern und ich ziehe den Kopf ein, damit er mich nicht bemerkt.

Erneut murmelt er vor sich hin, wonach ein triumphierendes Grollen erklingt.

Der Fremde dreht sich um, fuchtelt wieder mit dem Arm. Danach röchelt er, als bekäme er keine Luft, und kippt um wie ein gefällter Baum.

Ohne nachzudenken, schieße ich aus meinem Versteck und eile auf den am Boden Liegenden zu.

Er flüstert etwas, aber in meiner Aufregung verstehe ich kein Wort.

Ich knie neben ihm nieder, rüttle leicht an seiner Schulter und frage: „Geht es Ihnen gut? Was ist passiert? Kann ich Ihnen helfen?“


 

3 ~ Tyler

Kann diese Nacht noch schlimmer werden?

Sie kann. Offensichtlich.

Jemand hat mich gesehen und vermutlich auch mitbekommen, wie seltsam ich mich benommen habe.

Weder mein Schwert noch meine Angreifer sind für normale Menschen sichtbar.

Ich rolle mich am Boden zusammen und blinzle nach oben.

Hm, ein Mann, zu sauber für einen Obdachlosen, zu normal gekleidet für einen Bullen oder einen Gangster …

Ich atme tief durch und springe auf, warte, bis er sich wieder erhoben hat und lasse mein Schwert in einer beiläufigen Bewegung zurück in meinen Arm gleiten.

„Es geht mir gut“, antworte ich und wende mich zum Ausgang der Gasse, an der der milde Lichtkegel einer Straßenlaterne den Bürgersteig bescheint.

Der Typ folgt mir, auch wenn ich ihn viel lieber losgeworden wäre.

„Was ist los mit Ihnen? Wieso sind Sie einfach so zu Boden gegangen nach Ihren … Ninja-Bewegungen?“

Ich bleibe seufzend stehen und wende mich ihm zu.

„Alles ist in Ordnung. Ich bin gestolpert. Danke für Ihre Sorge, aber ich muss jetzt gehen.“ Ohne auf seine Antwort oder weitere Fragen von ihm zu warten, schiebe ich meinen Mantel beiseite und die Hände in die Taschen meines Hoodies, bevor ich die Straße hinab wandere.

Er wird mir hoffentlich nicht folgen und ich habe für heute wirklich die Schnauze voll!

Tja, vielleicht hätte ich die Messlatte für eine Scheißnacht in Hamburg nicht so tief hängen sollen, denn nun beginnt es zu allem Überfluss auch noch zu schütten wie aus Kübeln.

Trotz meines halblangen Ledermantels werde ich innerhalb von Sekunden vollkommen durchnässt und wünsche mir im Stillen einen Schutzschild gegen Regen …

Wieso hat noch keiner an so was gedacht?

Hm, vielleicht, weil der Fluch, den irgendein Sonnenscheinchen sicherlich als Gabe ansehen würde, offensichtlich dazu gedacht ist, mich für irgendwelche Missetaten in sämtlichen Vorleben zu bestrafen.

Tropfend wie eine Katze, die in der Badewanne gelandet ist, betrete ich das kleine, heruntergekommene Hotel, in dem ich derzeit wohne.

Man könnte echt meinen, Hamburg hätte für mich mehr zu bieten als Hinterhalte und Hotels, in denen mehr Leben in als auf den Matratzen zu finden ist …

Egal.

Ich muss jetzt erst mal ultraheiß duschen und wieder warm werden, anschließend sollte ich meinen Laptop nutzen und das Netz durchsuchen, um herauszufinden, wieso dieser Wicht von einem Besiedler es schaffen konnte, mich so abzulenken!

Ich muss mit Stan reden, nur er kann mir sagen, wie das überhaupt möglich war!

Selbst nach der Dusche, mit einem Handtuch um die Hüften und wieder warm, spüre ich die unerbittlichen Griffe der Tentakel um meinen Hals.

Ich strecke den Nacken und drehe den Kopf, um die Verspannungen loszuwerden.

Nachdem ich mich halbherzig angezogen habe – Sweatpants, T-Shirt, Socken – werfe ich mich mit einem angewiderten Blick auf das Bett und ziehe den Laptop an mich heran.

Stan zu mailen, geht schnell. Er wird mich anrufen, wenn er irgendwelche Hinweise findet, denen ich folgen kann.

Immerhin bin ich hier in der Stadt, die man das Tor zur Welt nennt, weil ich von Stan und Libby hergeschickt wurde …


 

4 ~ Torben

Wie ein begossener Pudel, im wahrsten Wortsinn, stehe ich noch ein paar Minuten in der Gasse und gucke diesem extrem unfreundlichen Typen nach.

Ja, er hat sich für meine Sorge bedankt, aber in einem Ton, der deutlich ausdrückte, dass meine Fragen ihn nerven und ich mich verpissen soll.

Nass wie besagter Hund stapfe ich durch den Hausflur nach oben.

Meine Nachbarin wird morgen wieder anklingeln und meckern, dass ich Pfützen im gesamten Treppenhaus hinterlassen habe.

Die alte Schnepfe findet jede Woche einen Grund, mich für irgendwelchen Scheiß anzumaulen. Völlig egal, ob ich der Verursacher war. Sie lässt mich auch nie zu Wort kommen, gibt nur ihre Tirade von sich, dreht sich um und geht.

Meine Mitmenschen gehen mir mittlerweile immer mehr auf den Sack. Sei es beim Einkaufen, Autofahren oder einem Spaziergang im Park.

In den Läden wird man angerempelt, Entschuldigungen sind ein Fremdwort geworden. Auf den Straßen sind zum Großteil hirnlose Idioten unterwegs, die drängeln oder einem kackfrech die Vorfahrt nehmen.

Noch schlimmer sind allerdings diese alten weißen cis Männer, die meinen, sämtliche Wege in den Parks wurden nur für sie und ihre Fahrräder gebaut. Klingeln, damit man weiß, es nähert sich ein Rad, ist vollkommen out. Mit wenigen Millimetern Abstand zischen diese Typen an einem vorbei, dass man fast einen Herzinfarkt erleidet. Wenn man etwas dazu sagt, werden sie auch noch rotzig.

Für mich ist die Welt zu einem furchtbaren Ort verkommen. Rücksicht, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind Worte, die nur noch im Duden existieren.

Es sollte also niemanden wundern, wenn ich mich in meiner Wohnung einigle und nur im äußersten Notfall nach draußen gehe.

Diese negativen Gedanken sorgen dafür, dass ich mir wütend die nassen Klamotten vom Leib reiße. Im letzten Moment fällt mir ein, dass ich ja ordentlicher werden will, daher hänge ich alles auf das kleine Trockengestell an der Heizung.

Sobald ich unter der Dusche stehe und das angenehm temperierte Wasser meine kalte Haut erwärmt, schweifen meine Gedanken wieder zu der merkwürdigen Szene in der Gasse.

In der ganzen Aufregung habe ich die Gefühle, die mich beim Zusehen überkamen, gar nicht registriert. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich um den unfreundlichen Typen herum eine extrem starke Aura von Bedrohung wahrgenommen habe.

Trotz des heißen Wassers jagt diese Erinnerung eine dicke Gänsehaut über meinen gesamten Körper.

Ich trete aus der Dusche und ziehe nach dem Abtrocknen meinen flauschig-warmen Bademantel an.

Meine Fingerspitzen kribbeln, ich muss zeichnen! Sofort!

Mit wenigen Strichen skizziere ich das Szenario in der Gasse.

Ein großer Mann, ganz in schwarz gekleidet, hält ein blitzendes, silbernes Schwert in der Hand und kämpft gegen … schemenhafte Monster.

Während ich die Zeichnung betrachte, ergeben die Armbewegungen des bärbeißigen Kerls endlich einen Sinn.

Ich schließe die Augen, spule die ganze Begebenheit in meinen Gedanken wie einen Film nochmals ab.

Eindeutig! Er hat gegen jemanden gekämpft, hat mit diesem Wesen auch gesprochen, obwohl ich nur angsteinflößendes Grollen und Brummen gehört habe.

Meine Finger mit dem Zeichenstift fliegen über das nächste Blatt.

Ich hauche den Monstern Leben ein, lasse sie den Helden von allen Seiten angreifen. Köpfe rollen, Tentakel fallen zu Boden, sobald sie sich um den Hals den Kämpfers geschlungen haben.

Triumphierend steht er am Ende da, hat alle Ungeheuer vernichtet. Von ihnen bleibt nur eine schwarze, wabernde Pfütze zurück.

Yeah! Ich habe eine neue Graphic Novel im Kopf, die ich bei der nächsten Sitzung mit den Verlagsheinis vorstellen werde. Mal sehen, was diese oft mäkeligen Herrschaften davon halten.

Am liebsten würde ich sofort damit beginnen, die Eröffnungssequenz mit meinem Zeichentablett am PC zu erstellen, aber es ist schon verdammt spät und ich brauche meinen Schlaf.

Außerdem, wenn mich eine Idee gepackt hat, suchen mich meist sehr intensive Träume dazu heim und so entwickeln sich sehr viele Folgen mit dem Superhelden.


 

5 ~ Tyler

„Hey Ty, wir sind gelandet und sitzen im Taxi. Sag mir bitte, dass du nicht wieder die hinterletzte Kaschemme als dein Domizil für den Aufenthalt in einer wunderschönen Stadt wie dieser ausgesucht hast“, plappert Libby mir in die noch nicht ganz wachen Ohren und ich setze mich abrupt auf, um mir über das Gesicht zu reiben.

„Äh … doch. Sucht euch was anderes, ich komme zu euch, wenn ihr eingerichtet seid“, antworte ich und sehe mich gähnend in meinem wirklich gruseligen Hotelzimmer um.

Die vergilbte Tapete stammt sicherlich noch aus den Zeiten, in denen man im Hotel rauchen durfte …

Egal, ich sollte mich besser auf Libbys endloses Geplapper konzentrieren, bevor sie mich anbrüllt oder auflegt, bevor sie ein Hotel gefunden hat.

Stan und Libby sind meine besten Freunde, wenn ich so etwas habe. Beide haben gewisse Fähigkeiten und helfen mir, die Typen zu finden, die ich vernichten soll.

Meist finden diese Kreaturen jedoch mich – wie gestern Nacht.

„Wir sind im dem Congresszentrum angeschlossenen Hotel, vierzehnter Stock, Zimmer 1428“, erzählt sie mir und ich muffele eine Bestätigung.

„Bin in einer Stunde dort.“

Smartphone weg, raus aus dem Bett und nichts wie ins Bad. Dieser winzige Raum sieht erstaunlich sauber und ordentlich aus im Vergleich zum Schlafzimmer.

Duschen, rasieren, Zähne putzen, anziehen, dann verlasse ich mit Schlüsseln und Portemonnaie das Hotel, um mich auf den Weg zu machen.

Hinter dem heruntergekommenen Haus auf dem Parkplatz steht mein Leihwagen. Ich steige ein, programmiere den Namen des Hotels in meine Navigationsapp und fahre los.

Ich muss zugeben, jetzt in der Mittagszeit – ohne Regen und mit hin und wieder durch die Wolkendecke brechenden Sonnenstrahlen – ist Hamburg wirklich wunderschön.

Eine Schande, dass mich nicht ein Städtetrip, sondern ein komplizierter Auftrag hergeführt hat.

Ich benötige weniger lange, als ich dachte, und fahre in die Tiefgarage unterhalb des Congresszentrums.

Die Fahrt mit dem Aufzug erspare ich mir – enge Metallkästen an vergleichsweise dünnen Stahlseilen gefallen mir nicht.

Außerdem ist das Treppensteigen ein guter Ausgleich für Jogging, mit dem ich mich sonst gern fit halte.

Stan öffnet mir die Tür zu einer Suite und ich sehe mich mit einem verächtlichen Grinsen in dem unglaublich gemütlich und schön eingerichteten Hauptraum um.

Libby grüßt mich von jenseits eines gewaltigen Blumengestecks auf dem Esstisch und ich umrunde ihn, um sie zu begrüßen.

Wie immer sitzt sie im Schneidersitz auf ihrem Stuhl und hackt mit fliegenden Fingern irgendwelche Buchstabenfolgen in ihren Laptop.

„Hey, wie war der Flug?“, erkundige ich mich.

„Sehr gut“, erwidert Stan. „Setz dich, wir wollen gleich den Zimmerservice anrufen, also solltest du dir schon mal was aussuchen.“

Er legt mir eine edel aussehende Karte hin und ich schnaube überrascht, als ich meine absolute Leibspeise – Cheeseburger mit Fritten – darauf entdecke.

Ich beschließe, den angegebenen Preis zu ignorieren und Stan nimmt meine Bestellung auf, bevor er den Zimmerservice anruft.

Libby winkt mich näher.

„Hamburg hat etliche Kameras auf den Straßen, die den Verkehr überwachen. Aber die Gasse, in der du warst, habe ich natürlich nicht auf Film gefunden. Dafür die Hauptstraße, über die du da hineinmarschiert bist.“

Ich sehe über ihre Schulter und blicke auf das Video, das sie abspielt.

Bevor sie etwas sagen kann, sehe ich den Typen, der mich in der Gasse angesprochen hat.

Er schleppt zwei Säcke um die Hausecke und verschwindet.

„Er war zu derselben Zeit in der Gasse wie du, Ty“, sagt sie und klingt besorgt.

Ich nicke und setze mich seufzend neben sie an den Tisch. Mit beiden Händen fahre ich mir durch mein zotteliges Haar und seufze. „Er muss mich gesehen haben. In jedem Fall hat er mitbekommen, dass ich zusammengeklappt und am Boden gelandet bin.“

„Aber nicht, wie du gekämpft hast?“, hakt Stan nach, der seine telefonische Bestellung beendet hat und näher tritt.

„Doch, ich denke, er hat es gesehen. Aber da er weder meine Angreifer noch Salvatia sehen konnte, dürfte er mich einfach für einen verrückten Spinner halten.“

Den Namen meines Schwertes erwähne ich selten, und als ich es jetzt tue, wird mein rechter Arm warm und ich massiere ihn gedankenverloren.

„Du hast mit ihm geredet? Hat er dich angefasst?“, will Stan alarmiert wissen.

Ich sehe zu ihm hoch und blinzle, während ich darüber nachdenke. „Hm, er hat meine Schulter berührt, als ich am Boden lag. Er kniete neben mir.“

„Merde!“, entfährt es Libby und ich kichere verblödet.

„Seit wann fluchst du auf Französisch?“

„Lenk nicht ab, Ty! Wenn er dich berührt hat, könnte er Reste von den Angreifern angefasst haben!“, weist Stan mich zurecht.

Ich weiß, dass er recht hat, aber ich kann es sowieso nicht mehr ändern!

„Mach mich nicht an, Stan“, sage ich genervt. „Der Typ hat nichts gesehen, also wird er nach Hause gegangen sein und alles ist gut.“


 

6 ~ Torben

Nach einer fürchterlichen Nacht reißen mich die im Dauerbetrieb schrillende Türklingel und heftiges Wummern gegen meine Wohnungstür abrupt aus dem Schlaf.

„Torben! Mach auf, ich weiß, dass du da bist!“, brüllt jemand mit panischer Stimme.

Niko! Mein bester Freund und einer der wenigen, der näher an mich herankommt.

„Boah! Was veranstaltest du denn für ein Theater? Ist jemand gestorben?“, frage ich mürrisch, nachdem ich ihn reingelassen habe.

Mit in die Seiten gestemmten Armen guckt er mich aufgebracht an.

„Ja! Ich dachte, du liegst hier tot rum. Weißt du eigentlich, wie spät es ist?“

Nach einem Blick auf mein linkes Handgelenk verstehe ich, was er meint. Es ist zehn nach zwei und ich war mit ihm um zehn Uhr zum Frühstück verabredet.

„Oh verdammt, tut mir echt leid. Ich war die halbe Nacht wach, weil mich ultramiese Träume immer wieder aufgeschreckt haben.“

„Dann ist es ja gut, dass ich Brötchen mitgebracht habe. Du hast hoffentlich Belag im Haus?“ Wie eine Trophäe schwenkt er einen Stoffbeutel vor meiner Nase hin und her.

„Ja, habe ich. Deck schon mal den Tisch, ich springe schnell unter die Dusche.“

Kaum habe ich die Badezimmertür hinter mir geschlossen, überkommen mich Beklemmungen und Angst.

Ich gucke mich um, ziehe sogar den Duschvorhang zur Seite, aber hier ist niemand.

Der Blick in den Spiegel lässt mich zusammenzucken.

Himmel, ich habe dunkle Ränder unter den Augen und überhaupt sehe ich aus, als hätte ich drei Wochen nicht geschlafen.

Nach dem Duschen, Zähneputzen und Rasieren bin ich zumindest halbwegs vorzeigbar.

Allerdings ist das ängstliche Gefühl immer noch da und begleitet mich auch ins Schlafzimmer, während ich mich anziehe. Erst als ich wieder im Wohn-Esszimmer stehe, verschwindet es.

Nico war echt fleißig. Der Tisch ist gedeckt, aus den Kaffeebechern steigt Dampf auf und verbreitet seinen aromatischen Duft.

„Danke, du bist mein Lebensretter“, sage ich albern, um wenigstens den Eindruck zu erwecken, ich wäre wieder okay.

„Jaja, und jetzt hock dich hin. Ich will wissen, warum du so scheiße aussiehst. Was ist passiert?“

Nach den ersten Schlucken aus meiner Tasse erzähle ich Nico, was ich gestern Nacht in der Seitenstraße beobachtet habe.

„Warte, ich zeig es dir.“ Ich springe auf und hole die Zeichnungen aus dem Arbeitszimmer.

Kurz verharre ich, da mich schon wieder diese komischen Gefühle überkommen. Anscheinend passiert das, wenn ich allein bin.

Ich ignoriere die körperweite Gänsehaut und gehe wieder zu Nico.

Er sieht sich an, was ich zu Papier gebracht habe.

„Hast du diese Dämonen oder was auch immer sie sind, wirklich gesehen?“, fragt er.

„Nein, natürlich nicht. Aber nachdem ich den Kerl gezeichnet hatte, schwirrten die Bilder der Angreifer plötzlich durch meinen Kopf.“

„Echt genial! Daraus kannst du wirklich was machen. Aber du hast mir noch nicht gesagt, warum du kaum geschlafen hast.“

Gute Frage. Wenn ich ihm erzähle, wie real diese Monster in meinen Träumen waren, hält er mich für verrückt.

Ich habe die Viecher gerochen, ihre gutturalen Laute gehört und sie haben mich umzingelt, mir den Atem geraubt …

Danach bin ich dann jedes Mal schweißgebadet aufgewacht.

Nico sieht mich die ganze Zeit aufmerksam an.

„Ach, Albträume halt. Ich erinnere mich aber nicht an Einzelheiten“, wiegle ich ab.

Er gibt ein „Hm“ von sich und ich sehe ihm an der Nasenspitze an, dass er mir nicht glaubt.

Da ich nicht weiter darüber reden will, wechsle ich das Thema.

Nico ist in erster Linie Illustrator von Kinderbüchern für einen Verlag. Da man davon allein nicht leben kann, arbeitet er nebenbei für Werbefirmen und entwirft ansprechende Verpackungen für Nahrungsmittel und Getränke. Damit hat er auch sein Studium finanziert.

„Wie ist denn bei dir die Auftragslage? Hast du viel zu tun?“ Hoffentlich lässt er sich damit ablenken.

„Ich kann nicht klagen. Eigentlich habe ich gar keine Zeit, so lange bei dir rumzusitzen“, erklärt er und lacht.

„Dann sieh zu, dass du deine Brötchen mampfst und dann verschwindest.“

„Charmant wie immer, Torben. Wundert mich nicht, dass die Kerle nach einem One-Night-Stand weglaufen.“ Breit grinsend sieht er mich an.

„Ach, jetzt werden wir auch noch persönlich“, pampe ich und grinse fies.

Er weiß, dass ich es nicht böse meine oder beleidigt bin. So reden wir immer miteinander.

Eine halbe Stunde später verabschiedet er sich wirklich und sobald ich die Wohnungstür geschlossen habe, bekomme ich wieder diese Beklemmungen.

Ich suche alle Räume ab und schließe sämtliche Fenster, sogar die Schlüssel an Schranktüren drehe ich herum.

Es hilft nichts, das miese Gefühl bleibt und sämtliche Härchen auf meinen Armen stehen zu Berge.

Torben, du hast einen Knall! Geh arbeiten, dann bleibt dir keine Zeit, über diesen Scheiß nachzudenken.

7 ~ Tyler

Ich will nicht hören, was Libby mir am Telefon erzählt, als ich nach zwei ereignislosen Nächten wieder in der Nähe der Gasse unterwegs bin, in der der Besiedler mich in eine Falle hat tappen lassen.

Auch wenn mir so etwas wie Angst oder das Gefühl von aufsteigender Furcht vollkommen abgehen, weil es schlicht nichts zu fürchten gibt für jemanden, der beinahe in jeder Nacht gegen die fiesesten Dämonen kämpft, bereiten mir die letzten Ereignisse Sorgen.

Nicht einmal meinen eigenen Tod fürchte ich. Mein Platz in der Hölle ist längst reserviert und es wird ein endloser Spaß werden, ausgerechnet mit denen das Nachleben zu verbringen, die ich persönlich in die Kreise der Hölle geschickt habe.

Ich finde, der Vergleich mit einem erfolgreichen Detective, der in den Knast gesperrt wird, in dem die Hälfte der Insassen seinetwegen einsitzen, passt wirklich gut.

Nun ja, ich sollte vielleicht lieber zuhören, was Libby zu sagen hat.

Gestern haben sie und Stan die Gasse über die Videoüberwachung im Auge behalten. Der Kleine, der seinen Müll mitten in der Nacht loswerden wollte, hat sein Haus nur einmal verlassen. Sich dabei ständig umgesehen, ob ihn jemand verfolgt hat.

Im Gegensatz zu mir ist Libby sehr besorgt und Stan hat sich bereits zweimal mit mir gestritten, damit ich ihre Sorge ernster nehme.

Fällt mir im Traum nicht ein!

Ich habe das Video gesehen, in dem er wie ein verschrecktes Kätzchen über den Bürgersteig geschlichen ist.

Vielleicht hat er einfach eine Macke oder er mag seine Mitmenschen so gern, wie ich meine?

„Libby … Was soll ich deiner Meinung nach machen? In der Gasse campen und abwarten, ob er wieder auftaucht? Wieso sollte er?“, meckere ich und sehe mich um, ob mich jemand reden hört.

Libby und Stan sind seit gestern in einem Haus schräg gegenüber der Gasse und haben bemerkt, dass der mögliche Zeuge meiner nächtlichen Tätigkeiten manchmal seine Jalousetten auseinanderschiebt, um rauszusehen.

Insgesamt erscheint Libby dieses Verhalten besorgniserregend.

Natürlich, sie hat einen sechsten und siebten Sinn für solche Dinge.

Wenn sie vermutet, dass er mit seiner Berührung an meiner Schulter ein Tor in die Hölle aufgestoßen hat, durch das er nun heimgesucht wird, dann ist das durchaus im Bereich des Möglichen.

„Und was, wenn ein Besiedler bei ihm einzieht?! Du klingelst jetzt bei ihm und fragst, ob er in Ordnung ist!“, schimpft sie mich an und ich schaffe es nur mit Mühe, nicht nach oben zu ihrem Beobachtungsposten zu sehen und ihr einen Vogel zu zeigen.

„Du spinnst doch! Libby, wenn du nachsehen und dich vergewissern willst, dann machst du das. Ich komme, sobald du Hilfe brauchst, aber ich bin für diese Samariternummer nicht gemacht!“, zischele ich.

„Ich weiß“, sagt sie und die zwei Worte klingen mehr wie ein tiefes Seufzen.

Stan murrt im Hintergrund, sicherlich hört er zu …

„Stan, du kannst sie begleiten. Wenn ihr was findet, sehe ich es mir heute Nacht an.“

Noch ist es nicht dunkel, aber es ist bereits nach 18 Uhr.